Gießens Stadtschulsprecher Maximilian Stock kommentiert die mindestens elf Überlastungsanzeigen der Gießener Schulen folgendermaßen und betont:
„Die mindestens elf Überlastungsanzeigen stellen einen Ruf nach Hilfe der Lehrerinnen und Lehrer an Gießens Schulen dar. Es wird Zeit, dass dieser Ruf nicht länger überhört wird und die politischen Entscheidungsträger ihrer Fürsorgepflicht für die Bediensteten des Landes Hessen und die über 16 000 Schülerinnen und Schüler in Gießen konsequent nachkommen.
Gießens Schülerinnen und Schüler und Lehrerinnen und Lehrer stehen in dieser Sache demonstrativ Seite an Seite für das gleiche und gemeinsame Ziel: Wir wollen erstklassige Bildung an unseren Schulen für alle gewährleistet haben!
Um dieses Ziel zu erreichen ist es das Gebot der Stunde, intensiv das gesamte hessische Bildungssystem zu reflektieren und dann zu reformieren. Diese Initiative allerdings ist für mich bei der neuen Landesregierung aus CDU und SPD keineswegs zu erkennen. Stattdessen schreibt die neue Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag, dass wir „[…] unser Schulsystem in seiner historisch gewachsenen Vielfalt bewahren und deshalb keine Systemdebatten führen […].“
Dieser Satz mit seinem unmissverständlichen Inhalt ist an Ignoranz und politischem Starrsinn kaum zu überbieten. Selten war es wichtiger als in Zeiten von miserablen Ergebnissen bei der internationalen PISA-Studie, über Umstrukturierungen und Veränderungen des Bildungswesens zu diskutieren. Ich kann nicht verstehen, weshalb man mit aller Gewalt tausenden jungen Menschen in Gießen und ganz Hessen qualitative Bildung und einen guten Start ins Leben verwehrt.
Denn genau das tut die hessische Landesregierung, wenn sie es zulässt, dass ihre Bediensteten, unsere Lehrerinnen und Lehrer, chronisch überlastet sind und von ihrem Dienstherren im Stich gelassen werden. Sie lässt es zu, dass Schülerinnen und Schüler nicht die Förderung und Zuwendung erhalten, die sie eigentlich benötigen.
Überlastete Lehrerinnen und Lehrer haben dadurch wenig bis keine Kapazitäten, um die vielen weiteren wichtigen Felder ihrer Berufs abzudecken, die nichts direkt mit Unterricht zu tun haben.
Darunter fallen die Bereiche der einrichtungsbezogenen Schulentwicklung, die außerunterrichtliche Vermittlung von demokratischen Werten und Strukturen und schließlich regelmäßige und qualitative Fortbildungen.
Doch genau diese Fortbildungen sind für die anspruchsgerechte und qualitative Anpassung von Bildung an heutige Notwendigkeiten und Bedingungen essenziell.
Ganz konkret ist deshalb wichtig, dass für solche Fortbildungen den Lehrkräften Zeit eingeräumt wird. Arbeitszeit. Keine Freizeit!
Außerdem ist es unausweichlich, dass das Land mithilfe von wahrnehmbaren Förderungen an die hessischen Schulträger Entlastung mit Blick auf Verwaltungsaufgaben der Lehrkräfte schafft.
Nur so wird die Vision, Schule zu einem Lebensort für Schülerinnen und Schüler jeder Herkunft zu machen, ein Stück erreichbarer.“
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