Ergebnisse der Corona-Umfrage

Vorwort von Paul Bartz, stellv. Stadtschulsprecher

In den ersten Monaten Unterricht unter Corona-Bedingungen hatten sich viel Unmut und viele Fragen angesammelt, denn Schule ist mehr als Inhalte! Schule ist ein miteinander, eine Kompetenzbildung, eine soziale Bildungsstätte. Deshalb begann unser Vorstand im Sommer 2020 damit, sich unter #WirSindSchule dafür einzusetzen, mehr Mitspracherecht der Schülerinnen und Schüler zu erhalten und somit das Lernklima im Distanz- und Wechselunterricht zu verbessern. Leider fanden wir mit der Aktion nicht viel Gehör an der zuständigen Stelle. Wir wollten also lokal etwas verändern. Dafür fehlten uns Rückmeldungen und Eindrücke aus allen Bereichen der Gießener Schulen. Deshalb begannen im Herbst 2020 die Planungen für eine Umfrage unter allen Schülerinnen und Schülern. Die Corona-Umfrage war aus unserer Sicht ein voller Erfolg, denn es haben über 1600 Schülerinnen und Schüler teilgenommen und uns mit ihren Berichten bereichert. Wir haben es geschafft diese mittlerweile komplett auszuwerten. Für die mehr als tatkräftige Unterstützung bei diesem Mamutprojekt darf ich Emilia und Max aus unserem Vorstand herzlichst danken. Sie haben sich sehr viel Zeit genommen und den Großteil der Umfrage ausgewertet.

Teilnahme

Teilgenommen haben hauptsächlich ältere Schülerinnen und Schüler. Dies erklärt sich uns dadurch, dass die Jüngeren nicht viel über die SV-Arbeit wissen, sich oftmals nicht trauen, mit den meist älteren Schülern in der SV zu sprechen und ihre Probleme oft nur den Eltern offenbaren. Hier ist der Elternbeirat gefragt. Auch in der Kommunikation gibt es Schwierigkeiten, denn die Umfrage wurde über die sozialen Medien und die Schul-SVen an die Klassensprecher und damit schließlich an alle Schülerinnen und Schüler verteilt.

Die Arbeit von Zuhause

Vor allem die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 7-9 können in Gießen tendenziell besser zu Hause arbeiten, als die Anderen. Nach wie vor findet der Unterricht zu Hause meistens über etablierte Methoden wie Arbeitsblättern statt, obwohl sich viele Schülerinnen und Schüler wünschen, durchaus auch mal alternative Lernkonzepte testen zu dürfen. Manche Lehrer probieren also mit Gruppenarbeiten, was per Video im Distanzunterricht auch nicht ganz den Sinn erfüllt. Erfreulich ist aber, dass Erklärvideo den Einzug gefunden haben und somit die Anschaulichkeit auch im Distanzunterricht nicht verloren geht. „Aufgaben alleine sind gut zu schaffen, aber Videokonferenzen und die gleiche Menge an Aufgaben parallel ist eine Zumutung“, so ein Schüler der Oberstufe. Solche Nachrichten finden sich in der Umfrage öfters. Es ist scheinbar noch immer schwer für die Lehrkräfte das passende Maß an Aufgaben zu finden, dennoch sieht man hier in einem Jahr ohne regulären Unterricht deutliche Verbesserungen.

Glücklicherweise konnten wir erfahren, dass trotz der starken Befürchtung, dass Schülerinnen und Schüler zu Hause vom Unterricht abgelenkt oder gestört werden, kaum Anhaltspunkte dafür zu finden waren. Nur ganz wenige Schüler fühlen sich durch Eltern, Geschwister oder Ihre Haustiere gestört. Dennoch sagt fast die Hälfte der Befragten, dass sie sich selbst immer wieder ablenken.

Digitalisierung

Auf die Frage nach der nötigen Ausstattung bekamen wir fast immer die erfreuliche Nachricht, dass entsprechende Endgeräte und eine Anbindung an das Internet vorliegen. Trotzdem gibt es einige Schülerinnen und Schüler, die von ihrem Handy aus arbeiten müssen, also nur einen sehr kleinen Bildschirm für ihre Aufgaben zur Verfügung haben. Dies sehen wir gesundheitlich als sehr schlecht. Aber am meisten überrascht hat uns, dass immerhin etwa 30 Personen keinen Internetzugang haben. Diese haben dann vermutlich über Geräte von Freunden an unserer Umfrage teilgenommen.

Die Stadt Gießen hat für diese Personen ein Angebot, damit auch sie am Distanzunterricht digital teilnehmen können. Schülerinnen und Schüler können in dem Jugendtreffs nach Voranmeldung ihre Schularbeiten machen.

Beste Unterrichtsform

Dass Präsenzunterricht das Beste ist, darüber lässt sich wohl eher nicht streiten, aber was würden die Schülerinnen und Schüler aktuell als Alternative akzeptieren? Da sind sich die Schülerinnen und Schüler überhaupt nicht einig. Das A-B-Wochen-Wechselmodell ist zwar allgemeinhin beliebter, als die Alternativen, bekommt aber keine eindeutige Mehrheit. Die Möglichkeit vier Tage in die Schule gehen zu können und dafür einen zu Hause sitzen zu müssen, wurde mehrheitlich abgelehnt, wobei wir als Vorstand gerade diese Möglichkeit als zukunftsweisend sehen. Vier Tage lange können die Themen gemeinsam erarbeitet werden und einen Tag lang können die Schülerinnen und Schüler das Wissen zu Hause vertiefen.

Informationsweitergabe

Zwar erfahren die Schülerinnen und Schüler alle wichtigen Angelegenheiten i.d.R. von ihren Schulen, doch oftmals erst sehr spät und kurzfristig. Dies lag nicht nur an der Weitergabe der Informationen, sondern auch daran, dass die Schulen selber oftmals erst sehr spät entsprechende Informationen erhalten. Von Seiten der Schulleitungen hat sich die Kommunikation über die Zeit enorm verbessert, aber von Seiten des Kultusministeriums leider nicht.

Darüber hinaus informieren wir immer zeitnah über alles Wichtige per Instagram und Facebook. Wer also über die neuen Regeln informiert sein will schaut bei uns vorbei.

Schau dir auch unseren Beitrag zu wichtigen Fragen des Distanzunterrichtes an oder sieh gleich im Rechtsfragenportal nach.

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