#WirSindSchule

Auch wir unterstützen das Projekt #WirSindSchule der GGOSV . #WirSindSchule ist ein Apell an das hessische Kultusministerium für mehr Mitsprache der Schüler*innen in der Planung des nächsten Schuljahres, welches dank Corona sicherlich auch nicht normal stattfinden kann!

Videokonferenz mit Kultusminister Lorz

Nach der Veröffentlichung unseres Videos hat sich das hessische Kultusministerium dieses Video angeschaut und uns darauf hin zu einer Videokonferenz mit Herrn Lorz eingeladen. Rund eine Stunde konnten einige Schüler*innen aus Hessen Fragen und Bitten an den hessischen Kultusminister stellen. Wir hoffen, dass diese Aktion nicht einmalig bleibt und mehr Schüler*innen dazu eingeladen werden.

Der Apell in Schriftform:

Dies ist ein Appell an das Kultusministerium Hessen von den Schüler*innen der Gießener Schulen. Wir sprechen hier für mehr als 17.000 Schüler*innen. Schüler*innen, die ganz unterschiedliche Voraussetzungen haben, wie sie mit dieser Situation umgehen können und dennoch allesamt versuchen, das Beste daraus zu machen. Schüler*innen, die aber, während sie aktiv die Situation mitgestalten, das Gefühl haben, dass sie nicht gehört, sondern bloß verwaltet werden.

Wir fordern die sofortige Einbeziehung von Schüler*innen und Lehrer*innen in die Planung des nächsten Schuljahres.

Nebenfächer zu vernachlässigen und Fachstunden ohne Fachlehrkraft zu halten ist kein Konzept, sondern eine Notlösung. Eine Notlösung, die wir mittragen bis zu den Sommerferien im Bewusstsein darum, dass wir alle es hier mit einer Situation zu tun haben, die es so zuvor noch nie gab. Jetzt aber ist es an der Zeit für das neue Schuljahr eine Perspektive zu entwickeln, die über die Stellung eines notdürftigen Angebots hinausgeht.

Es geht um Schulkonzepte. Aber die Schulleitungen werden nicht gefragt.

Es geht um Lehrer*innen. Aber die werden nicht gefragt.

Es geht um uns. Aber wir werden nicht gefragt.

Hört die Menschen an, die in der Schule sind, denn sie sind die Schule. Sie sind diejenigen, die wissen, dass sie nicht alles wissen, aber dorthin gehen, um möglichst viel davon zu erfahren. Ihr müsst die Schulen nicht mit einem fertigen Konzept konfrontieren, sondern eines gemeinsam mit ihnen, den Lehrer*innen und den Schüler*innen, erarbeiten. In all der Konfrontation mit dem, was wir nicht wissen, sind wir diejenigen, die wissen, was Schule ist. Und noch Träume haben, was Schule sein könnte.

Wir wollen niemanden zurücklassen. Deshalb, so heißt es, werden dieses Schuljahr alle Schüler*innen versetzt. Nicht ohne den Hinweis, dass es natürlich weiterhin möglich ist, freiwillig ein Schuljahr zu wiederholen.

Ist es tatsächlich oberste Priorität, dass alle Schüler*innen innerhalb eines vorgesehenen Zeitraums ihren Abschluss erwerben? Oder sollte uns das Ideal des Bildungsauftrags nicht zu etwas mehr Ehrgeiz anstacheln, wirklich alle – jenseits der Voraussetzungen die sie mitbringen – in ihren Potentialen möglichst optimal zu fördern.

Das Festhalten an der Durchführung des Abitur 2020 wird von den Verantwortlichen als richtiger Weg gelobt   – Doch dieses Abitur ist schon fast vorbei, die Auswirkungen der Schulschließung auf das diesjährige Abitur waren nur gering und betrafen nicht die Inhalte, sondern nur das Abwickeln der Prüfungen. Wir aber denken schon lange über die nächsten Abschlussprüfungen nach.

Ist es wirklich sinnvoll, an einem Zentralabitur festzuhalten, welches nicht auf eventuelle Lernlücken eingehen kann?

Ist es wirklich sinnvoll, Schulleitungen Vorgaben zu machen, die innerhalb der vorgesehenen Zeit kaum zu realisieren sind?

Ist es wirklich sinnvoll, die Kinder und Jugendlichen möglichst bald – Hauptsache irgendwie – wieder zu „beschulen“?

Jetzt ist die Zeit, alternative Unterrichtskonzepte zu erstellen – dies aber für jede Schule individuell – jede Schule, jede Schulform hat jetzt andere Bedürfnisse. Jede Klasse ist unterschiedlich weit im Lernstoff gekommen. Jede Schülerin, jeder Schüler ist unterschiedlich gut mit Homeschooling zurecht gekommen. Jede Person kommt unterschiedlich mit digitalen Medien zurecht. Jede Lehrkraft hat in ihrem Fach unterschiedliche Schwerpunkte mit unterschiedlichen Methoden gesetzt.

Wir haben Angst.

Angst um unsere Zukunft.

Angst, dass in den Abschlussprüfungen Themen behandelt werden, die wegen fehlender Konzepte in der Corona-Krise zu kurz gekommen sind.

Angst, dass wir verlernen zu lernen.

Angst, dass wir übergangen werden.

Aber auch Zutrauen.

Zutrauen, dass aus veränderten Umständen etwas Neues entstehen kann.

Sprecht mit uns

#wirsindschule

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Anmerkung der Pressestelle:
Wir sind uns darüber bewusst, dass die LSV Hessen mittlerweile in Ausschüssen des HKM vertreten ist, welche sich mit der Planung des neuen Schuljahres befassen. Unser Appell soll keine Provokation, sondern ein Denkanstoß sein, die verschiedenen Schulen samt ihren Schülern und Lehrern mehr in die Planung mit einzubeziehen, denn die Bedürfnisse können von Region zu Region verschieden sein.
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